Fachkundige Stellungnahme / Tragfähigkeitsbescheinigung – Alles, was Gründer wissen müssen

Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagt, steht oft vor einer Vielzahl von Formalitäten. Eine zentrale Rolle spielt dabei die sogenannte fachkundige Stellungnahme oder auch Tragfähigkeitsbescheinigung. Sie ist insbesondere für Gründer wichtig, die staatliche Förderungen wie den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit oder Einstiegsgeld beim Jobcenter beantragen wollen.

Doch was genau steckt dahinter, wer stellt diese Bescheinigung aus, und welche Unterlagen werden benötigt? Dieser Beitrag bietet einen umfassenden Überblick für Gründerinnen und Gründer.

Was ist eine fachkundige Stellungnahme / Tragfähigkeitsbescheinigung?

Die fachkundige Stellungnahme ist ein Gutachten, das die Tragfähigkeit eines Gründungsvorhabens bescheinigt. Mit ihr bestätigt eine unabhängige Stelle, dass die geplante Selbstständigkeit wirtschaftlich sinnvoll und realistisch umsetzbar ist.

In der Regel wird sie als Voraussetzung verlangt, wenn Gründer staatliche Leistungen oder Förderungen erhalten möchten. Ohne diese Bestätigung ist es kaum möglich, Zuschüsse zu bekommen.

Kurz gesagt: Die fachkundige Stellungnahme ist ein Vertrauensbeweis für die Erfolgsaussichten einer Geschäftsidee.

Wann braucht man eine Tragfähigkeitsbescheinigung?

Die Tragfähigkeitsbescheinigung wird in folgenden Fällen benötigt:

  • Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit
    Wer aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet, erhält nur dann eine Förderung, wenn die Tragfähigkeit der Geschäftsidee von einer fachkundigen Stelle bestätigt wird.
  • Einstiegsgeld beim Jobcenter
    Auch beim Einstiegsgeld ist die Bescheinigung Pflicht, um die Fördergelder freizugeben.
  • Weitere Förderprogramme
    Manche regionalen oder branchenspezifischen Förderungen setzen ebenfalls eine fachkundige Stellungnahme voraus.

Wer darf eine fachkundige Stellungnahme ausstellen?

Die Stellungnahme muss von einer anerkannten fachkundigen Stelle kommen. Dazu zählen:

  • Industrie- und Handelskammern (IHK)
  • Handwerkskammern
  • Fachverbände und Fachorganisationen
  • Banken und Sparkassen
  • Steuerberater und Wirtschaftsprüfer
  • Unternehmens- oder Gründungsberater mit entsprechender Zulassung

Wichtig ist, dass die Stelle unabhängig ist und die wirtschaftliche Tragfähigkeit objektiv einschätzen kann.

Welche Unterlagen werden benötigt?

Damit die Tragfähigkeitsbescheinigung erstellt werden kann, müssen Gründer verschiedene Unterlagen vorlegen. Typischerweise gehören dazu:

  1. Businessplan
    Mit Beschreibung der Geschäftsidee, Zielgruppe, Marktanalyse, Marketingstrategie und Organisation.
  2. Finanzplanung
    Übersicht über voraussichtliche Einnahmen, Ausgaben, Rentabilität und Liquidität für die ersten Jahre.
  3. Lebenslauf
    Nachweis über fachliche und persönliche Eignung.
  4. Nachweise
    Je nach Branche ggf. zusätzliche Qualifikationen, Genehmigungen oder Zertifikate.

Die fachkundige Stelle prüft diese Unterlagen und entscheidet auf dieser Basis, ob die Geschäftsidee als tragfähig eingeschätzt wird.

Wie läuft die Prüfung ab?

Der Prozess besteht in der Regel aus folgenden Schritten:

  1. Einreichung der Unterlagen beim Prüfer (z. B. IHK oder Steuerberater).
  2. Formale und inhaltliche Prüfung von Businessplan und Finanzplanung.
  3. Rückfragen oder Ergänzungen – oft wird der Gründer gebeten, Details nachzubessern oder zu erläutern.
  4. Erstellung der Stellungnahme – bei positiver Bewertung wird die Tragfähigkeitsbescheinigung schriftlich ausgestellt.

Wie lange dauert die Erstellung?

Die Dauer hängt stark von der fachkundigen Stelle und der Qualität der Unterlagen ab:

  • Bei vollständigen und realistischen Unterlagen kann die Bescheinigung oft innerhalb weniger Tage ausgestellt werden.
  • Wenn Nachbesserungen erforderlich sind, kann sich der Prozess auf mehrere Wochen verlängern.

Kosten einer fachkundigen Stellungnahme

Die Kosten variieren je nach Anbieter und Umfang der Prüfung. Typische Preisspannen liegen zwischen 50 und 200 Euro. Manche Stellen (z. B. Banken oder Steuerberater) berechnen auch höhere Gebühren, wenn eine intensive Beratung stattfindet.

Tipps für Gründer

  • Sorgfältiger Businessplan: Je besser und realistischer der Businessplan, desto schneller und unkomplizierter erfolgt die Prüfung.
  • Transparente Finanzplanung: Rechne lieber konservativ, statt zu optimistisch – Prüfer achten auf realistische Zahlen.
  • Unterlagen vollständig einreichen: Fehlende Dokumente verzögern die Bearbeitung erheblich.
  • Vorab informieren: Jede fachkundige Stelle hat ihre eigenen Anforderungen. Informiere dich vorher, welche Unterlagen benötigt werden.

Fazit

Die fachkundige Stellungnahme / Tragfähigkeitsbescheinigung ist ein zentrales Dokument für Gründer in Deutschland, insbesondere bei der Beantragung von Förderungen. Sie bestätigt die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Geschäftsidee und gibt sowohl Förderstellen als auch dem Gründer selbst Sicherheit.

Wer seinen Businessplan sorgfältig ausarbeitet, eine realistische Finanzplanung vorlegt und eine geeignete fachkundige Stelle auswählt, hat in der Regel gute Chancen, die Bescheinigung schnell zu erhalten.